MACHT SCHULDEN, KAUFT HÄUSER

MACHT SCHULDEN, KAUFT HÄUSER :

Der ungewöhnliche Rat des EZB-Vizepräsidenten an deutsche Sparer

VON PHILIP PLICKERT -AKTUALISIERT AM 29.05.2018-22:28

http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/finanzieren/ezb-vize-deutsche-nutzen-nullzins-zu-wenig-15613718/ezb-vizepraesident-vitor-156143

Die Deutschen nutzen den Nullzins zu wenig, findet der scheidende EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio. Deswegen rät er zum Häuserkauf auf Pump. Bei der Bundesbank überzeugt das allerdings nicht jeden. Der scheidende EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio hat sich kritisch über den geringen Immobilienbesitz der Deutschen und ihre Zögerlichkeit bei der Aufnahme von Krediten zum Hauskauf geäußert. Gleichzeitig wehrte er Kritik an der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank ab. „Die Deutschen könnten die niedrigen Kreditzinsen für sich nutzen. Dafür müssten sie sich etwas mehr verschulden, aber das mögen viele einfach nicht“, sagte der Portugiese, der seit 18 Jahren im Rat der EZB sitzt und seit acht Jahren Vizechef der Zentralbank ist, gegenüber der Zeitschrift „Spiegel“ Auf ihn folgt in wenigen Tagen der Spanier Luis de Guindos als EZB-Vize. Constâncio zeigte sich verwundert darüber, dass die unterschiedlichen Kulturen und traditionellen Haltungen in Europa in Finanz- und Schuldenfragen so dauerhaft das Verhalten der Bürger prägen.

Die Deutschen hätten viel stärker „von der Situation profitieren“ können, fügte Constâncio hinzu. Stattdessen ließen die Sparer „zu viel Geld einfach auf dem Konto liegen, statt es in andere Anlagen mit höheren Erträgen zu investieren“, kritisierte er. Nach dem langen Anstieg der Börsen seit dem Einbruch vor neun Jahren sei zwar eine Korrektur irgendwann zu erwarten. Die Geschichte zeige, dass es an den Börsen nicht immer nur aufwärtsgehen könne. Wie groß die Korrektur ausfallen werde, wisse niemand. „Aber niemand geht von einer großen Krise aus“, sagte Constâncio, es sei denn, es komme zu einer wirklich großen geopolitischen Krise, fügte er hinzu. Die Aussagen des scheidenden EZB-Vize, der Ende Mai aus seinem Amt scheidet, sind etwas ungewöhnlich für Notenbanker, die normalerweise Anlagetipps für die Bürger vermeiden. In ähnlicher Weise wie Constâncio hat aber auch schon EZB-Chef Mario Draghi die deutschen Sparer ermahnt, nicht allein das Sparkonto zu nutzen. „Die Sparer haben es mit ihren Anlageentscheidungen auch selbst in der Hand, wie hoch ihre Erträge ausfallen, auch in Zeiten niedriger Zinsen. Die Sparer müssen ihr Geld nicht nur auf dem Sparbuch anlegen, sondern haben auch andere Möglichkeiten“, sagte Draghi vor zwei Jahren in einem Interview. Ähnlich hat sich Bundesbankpräsident Jens Weidmann geäußert.

Negative Realzinsen schon weit vor der Finanzkrise

Constâncio äußerte, er könne die Sorgen vieler Sparer wegen der von der EZB mitverursachten Niedrigzinsen zwar verstehen. „Doch früher ging es deutschen Sparern nicht gerade besser“, sagte er. Vor der Euro-Einführung habe der Zins für Einlagen zwar bei 2,25 Prozent gelegen, doch sei die Inflationsrate etwas höher gewesen, so dass die Realzinsen negativ gewesen seien.

Wir erleben dies täglich in unseren Beratungen und es sind relativ klare Bilder erkennbar. Das Gros der Deutschen möchte gleich in das Traumhaus und solange sparen bis er sich das leisten kann, bis dahin wohnt er lieber zur Miete. Ein „Kaufen“ und „Verkaufen“ und mit der Immobilie sozusagen wachsen,  – die Ausnahme.  Mit wenig Eigenkapital kaufen, anstatt zu mieten – die Ausnahme. Zu kaufen und die Familienplanung parallel dazu, stattfinden zu lassen – die Ausnahme. Gleich nach der Ausbildung zu kaufen – die Ausnahme. In der Regel müssen bei den „Deutschen“ Finanzieren viele Punkte abgehackt sein, bevor die Immobilie an der Reihe ist. Hauptsächlich kommt der zukünftige Wert der Immobilie als Argument.

Was passiert, wenn ich zu teuer gekauft habe?

Was passiert, wenn ich meine Immobilie verkaufen muss?

Was passiert, wenn ich arbeitslos werde?

Was passiert, wenn ich Kinder bekomme?

Was passiert, wenn ich krank werde?

Das sind alles wichtige Argumente, welche besprochen werden müssen, aber eines sollte ebenfalls klar sein. Was passiert bei all diesen Dingen in der Mietwohnung? Wenn ich aktuell in München aus einem alten Mietvertrag raus muss, weil die Wohnung zu klein oder zu groß wird, dann wird man sich in finanzieller Hinsicht auf alle Fälle mehr „verausgaben“ müssen.