BAUGENEHMIGUNGEN

BAUGENEHMIGUNGEN

Verkehrte Welt auf dem Wohnungsmarkt

von:Anne Wiktorin Datum:14.12.2017 16:40 Uhr

http://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/baugenehmigungen-verkehrte-welt-auf-dem-wohnungsmarkt/20712910.html

In Deutschland fehlen immer noch Hunderttausende Wohnungen. Doch Bauträger treten auf die Bremse und lassen sich weniger statt mehr Bauprojekte genehmigen. Die Schuldigen für diesen Trend sind schnell ausgemacht. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mitteilte, wurden von Januar bis Oktober 2017 in Deutschland 7,3 Prozent oder 22.400 Wohnungen weniger genehmigt als in den ersten zehn Monaten des Vorjahrs. Damit zeichnet sich bereits jetzt ab, dass es 2017 zum ersten Mal seit 2008 wieder einen Rückgang bei der Zahl der genehmigten Wohnungen geben wird.Insgesamt ließen sich Bauherren 286.300 Wohnungsbaumaßnahmen von den zuständigen Ämtern bewilligen. Destatis zählt dazu nicht nur reine Neubauten, sondern auch Genehmigungen etwa für Dachgeschossausbauten in bestehenden Gebäuden. Vergleicht man die Zahlen auf Dreimonatssicht, fällt die Bilanz noch schlechter aus: Von August bis September 2017 wurden 8,6 Prozent weniger Wohnungen genehmigt als im selben Zeitraum ein Jahr zuvor.Verkehrte Welt also? Müsste es sich für Bauträger, aber auch Privatleute, nicht gerade jetzt lohnen, neue Wohnprojekte anzugehen – mit der Aussicht auf hohe Verkaufsgewinne, nachhaltig hohe Mieteinnahmen oder auf die eigenen vier Wänden, wenn man sie in Eigenregie baut? Stimmt – in der Theorie. In der Praxis scheitern viele Vorhaben an der schlichten Tatsache, dass zum Bauen das Entscheidende fehlt: ein Grundstück. Oder genauer gesagt, ein Grundstück, dessen Preis in einer angemessenen Relation zum später erzielbaren Verkaufs- oder Vermietungserlös steht. Ein Blick in die Statistik verdeutlicht das Dilemma der Investoren.So ist seit dem Jahr 2000 der Durchschnittspreis je Quadratmeter Bauland in Deutschland insgesamt um 46 Prozent gestiegen. Wohnimmobilien verteuerten sich aber nur um gut 25 Prozent, zeigen Daten des Statistischen Bundesamts. In den vergangenen fünf Jahren legten die Baulandpreise mit etwa fünf Prozent jährlich ebenfalls stärker zu als die Preise für Wohnimmobilien, die nur um vier Prozent pro Jahr stiegen.

Erschwerend kommt hinzu: „Dies sind deutschlandweite Durchschnittswerte. Ein regionaler Baulandpreisindex würde in den Wachstumsräumen noch deutlich höher liegen“, sagt Matthias Waltersbacher, Leiter des Referats Wohnungs- und Immobilienmärkte beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) in Bonn.

…..Genau deshalb wird Reiner Braun, Wohnungsmarktexperte beim Berliner Analysehaus Empirica, nicht müde zu betonen: Bauen, bauen, bauen, das sei die Losung. Voraussetzung seien sinkende Baulandpreise, weniger Auflagen und eine niedrigere Grunderwerbsteuer im Neubau. Seine Mahnung: „Statt regulieren, absahnen und verhindern, müssen wir massiv investieren, verschlanken und erleichtern.“

Diesen Worten kann ich mich nur anschließen. Aber bedauerlicherweise fällt das Thema immer wieder durch, weil die Politik sich niemals an die eigene Nase fasst, es wird dann immer die Arm- und Reich-Debatte geführt.