Die richtige Zinsbindung für Hypothekendarlehen

Die richtige Zinsbindung für Hypothekendarlehen

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Wer heute einer Neufinanzierung abschließt, muss entscheiden, wie lange er sich die aktuellen Konditionen sichert: Die meisten Experten raten derzeit zu möglichst langen Zinsbindungen. FMH-Finanzexperte Max Herbst über die richtige Zinsbindung

von Max Herbst 17. Juli 2018

Wichtige Kennzahlen für Bauherren

Worauf also sollten Bauherren und Immobilienkäufer achten, wenn sie dieser Tage eine Finanzierung abschließen?Ein wichtiger Wert ist sicher die Rendite der Bundesanleihen. In den vergangenen Wochen sank sie von 0,6 Prozent (Mitte Mai) auf 0,3 Prozent (Anfang Juli). Die Effektivzinsen für zehn Jahre fest gingen laut FMH-Index nur von 1,42 auf 1,35 Prozent zurück. Zwar ist dieses geringe Nachgeben ein Beleg dafür, dass sich die Hypothekenzinsen nicht im Gleichschritt mit den Bundesanleihen verändern. Zugleich verdeutlichen die Zahlen aber auch, dass ein unbestreitbarer Zusammenhang zwischen den beiden Werten besteht. Von Bedeutung sind, wie bereits erwähnt, auch die Zinsbewegungen in den USA. Geht es dort nach unten, werden – wenn auch mit einigen Jahren Verzögerung – die Werte in Deutschland und Europa ebenfalls nachgeben. Kommt es in den USA also tatsächlich zu einem Abschwung (und damit zu sinkenden Zinsen), könnte das bedeuten, dass auch die deutschen Hypothekenzinsen in zehn Jahren (wieder) auf einem ähnlich attraktiven Niveau liegen, wie heute. Soweit der eine Teil der Wahrheit. Der andere: Es ist ebenso gut denkbar, dass die Zinsen in diesem Zeitraum kontinuierlich (leicht) steigen, unter anderem, weil die Inflationsrate steigt und auch Deutschland als Exportweltmeister Federn lassen muss.

Sicherheitsgefühl entscheidet

Bauherren, die angesichts dieser Rahmenbedingungen unsicher sind, ob sich mit einer Zinsbindung von zehn Jahren begnügen oder eine längere Laufzeit abschließen sollen, können den Zinsentscheidungsrechner der FMH-Finanzberatung nutzen und sich ausrechnen, wie hoch der Zinssatz nach den ersten zehn Jahren steigen darf, damit bei gleicher monatlicher Rate auch in 20 Jahren die Restschuld identisch ist. Wenn man als Beispiel die aktuellen Index-Werten für zehnjähriges Baugeld von 1,35 Prozent und für 20 Jahre von 2,01 Prozent nimmt, dann liegt der errechnete Zinssatz bei 3,12 Prozent.Heißt konkret: Wer glaubt, dass die Zinsen in diesem Beispiel in zehn Jahren höher sind als 3,12 Prozent, der sollte sich gleich für 20 Jahre binden. Damit ist in jedem Fall sein Seelenfrieden für zwei Jahrzehnte gesichert. Wer hingegen erwartet (oder zumindest hofft), dass die Zinsen in zehn Jahren niedriger sein werden als 3,12 Prozent, kann pokern, sich nur für zehn Jahre binden und (mit etwas Glück) von einer erheblichen Zinsersparnis gegenüber dem sicherheitsbewussten Bauherren profitieren.Wer sich für die kurze Zinsbindung entscheidet, sollte auch kurz überlegen, ob er in zehn Jahren einen Zinsanstieg auf zum Beispiel 5 Prozent und der korrespondierenden Ratenanhebung auf 1.081 Euro (Ursprungsdarlehen 250.000 Euro) klarkommt – alternativ zu den 831 Euro, die er für eine 20jährige Festlegung bezahlen müsste. Wem diese 250 Euro höhere Rate Kopfschmerzen bereitet, sollte in jedem Fall die lange Zinsbindung wählen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Entscheidung eine sehr individuelle Angelegenheit ist und von persönlichen Bedürfnisse und Empfindungen  abhängt. Man wird immer Argumente für die eine oder andere Variante finden. Wichtig und unbedingt anzuraten ist, dass man eine bewusste Entscheidung trifft und nicht einfach der Meinung des Bankberaters folgt. So nach dem Motto, … “ der oder die hat das einfach so gemacht“…. Schwierig bzw. problematische empfinde ich persönlich,gerade bei Neubaufinanzierungen , Darlehen mit unterschiedlichen Zinsbindungen. Das könnte im Hinblick auf die zukünftige Weiterfinanzierung erhebliche Probleme aufwerfen. Mehr dazu in einem anderen Artikel.